Hier nun wie in der letzten Woche versprochen mein Blogbeitrag zum Thema “Starke Mitte”.
Hm, wird sich jetzt mancher denken: “Starke Mitte? Was ist das?” Die Mitte steht in der Traditionellen Chinesischen Medizin für die Organe Magen und Milz, wobei die Milz hierbei eigentlich im Vordergrund steht. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Milz in der TCM eine ganz andere Bedeutung für den menschlichen Organismus hat als in der westlichen Medizin. Im Sinne der TCM steht die Milz für unser wichtigstes Organ. Sie ist unsere Mitte und unser Zentrum. Deshalb wird die Milz in der Darstellung der 5-Elemente auch häufig in die Mitte gesetzt. Die Milz steht für den ganzen Verdauungsapparat. Sie gibt dem Körper seine Form und hält alle Organe an ihrem Platz. Dr. Georg Weidinger vergleicht die Milz in seinem Buch “Die Heilung der Mitte” mit einer allein erziehenden Mutter von 10 Kindern. Die 10 Kinder sind die anderen wichtigen Organe nach der TCM.
Die Milz ist unser Zentrum und sorgt dafür, dass es allen Organen im Körper gut geht.
Bleiben wir bei dem Bild der alleinerziehenden Mutter. Stellen Sie sich einmal vor, wie sich so eine alleinerziehende Mutter von 10 Kindern wohl fühlt und was so alles ihre Aufgaben sind:
Die alleinerziehende Mutter Milz muss einkaufen gehen (die Nahrung beschaffen), kochen (die Nahrung zubereiten), den ganzen Abwasch machen, die Küche reinigen, die ganze Wohnung aufräumen, sich um alle Kinder kümmern und deren Bedürfnisse stillen, die Wäsche waschen, die Kinder erziehen, ihnen Geborgenheit geben, Liebe Aufmerksamkeit und Anerkennung geben und sie motivieren, der Mutter im Haushalt zu helfen. Uff, ganz schön viel Arbeit für eine einzige Mutter, für ein einziges Organ. Aber so wie die Mutter nicht bei Kräften bleibt, wenn sie in all dem ganzen Trubel nicht auch für sich sorgen würde, so ist es auch ganz wichtig, dass wir unserer Milz immer etwas Gutes tun. Leider kommt dies bei uns im Westen fast immer zu kurz. Man könnte auch sagen “Eine schwache Milz ist Volkskrankheit Nr 1 bei uns.”
Schwache Milz = müder Geist und Körper
Woran erkennt man nun, ob die Milz schwach ist? Das erste Anzeichen für eine schwache Milz ist eine bleierne Müdigkeit, die den ganzen Körper erfasst, das morgendliche Aufstehen fällt schwer, manchmal fühlt man sich wie benebelt (so manche alleinerziehende Mutter wird dies kennen…) Die Milz ist also noch müde und soll nun ein Frühstück aus Brötchen oder Brot, Wurst und Käse zu sich nehmen. Da sie aber so müde ist, kann sie dies alles gar nicht richtig verdauen. Es kommt zu Magen- und Darmbeschwerden, Durchfall und Blähungen (Das was wir so als das sogenannte Reizdarmsyndrom beschreiben.). Die Milz versucht das Unverdauliche loszuwerden und lagert es in Aussendepots – es kann daher irgendwo im Körper zu Schleimansammlungen kommen (verrotzte Nase, chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen, Erkältungsneigung, Zystenbildung, Ausfluss usw.). Da die Milz die Organe und auch das Blut hält, kann es bei einer schwachen Milz zu Organsenkungen, aber auch zu Krampfadern, einem schwachen und aufgeschwemmten Bindegewebe und übermässig starken Blutungen kommen. Und auch die Neigung zu blauen Flecken ist auf eine Milzschwäche zurückzuführen. Wer eine schwache Mitte hat grübelt viel und wird äusseren Angriffen gegenüber sehr dünnhäutig. Ein grobes Wort oder ein kleiner Misserfolg erschüttern einen zutiefst. Man neigt zu Jammern: “Ich bin die einzige alleinerziehende Mutter, die es so schwer hat. Es ist immer alles so anstrengend!” Eine schwache Mitte bedeutet auch ein schwaches Immunsystem, jede Erkältung braucht übermäßig lange, um auszuheilen. Da die Milz auch die Energie für alle anderen Organe herstellt, sind über kurz oder lang auch alle anderen Organe schwach. Jegliche Form des Burnouts ist auf eine schwache Mitte zurückzuführen.
Es ist relativ leicht, die Mitte zu stärken.
Wenn Sie sich nun in so manchem Wiederfinden, so fragen Sie sich bestimmt, was Sie tun können, um Ihre Milz, Ihre Mitte zu stärken. Das Gute ist, dass es eigentlich relativ einfach ist 🙂 . Man muss sich nur über ein paar grundlegende Dinge bewusst werden und diese dann auch umsetzen.
- Die wichtigste Mahlzeit ist das Frühstück! Und dieses sollte nach Möglichkeit ein warmes Frühstück sein. Kommt das Frühstück warm in den Magen, so hat dieser mehr Energie zur Verfügung, denn er muss nicht noch das Kalte auf Körpertemperatur erwärmen.
- Kauen Sie gründlich und essen Sie langsam! Dann können Sie auch ruhig etwas Kaltes essen, denn durch das lange kauen wird das Ganze dann zu einer körperwarmen Suppe oder Brei. Außerdem erkennen Sie frühzeitig, wenn Sie satt sind. Und dann sollten Sie auch mit dem Essen aufhören! Wenn Sie sich nach dem Essen müde fühlen, so haben Sie entweder zu viel gegessen oder das Falsche. Das sogenannte Mittagstief ist eigentlich nicht normal, sondern immer ein Hinweis auf eine schwache Milz.
- Essen Sie nach Möglichkeit mindestens 2 warme Mahlzeiten am Tag! Der Körper kann dadurch Energie sparen :-). Sie können auch zwischendurch Salat essen, aber dann am besten vorher eine heisse Suppe.
- Trinken Sie überwiegend warme Getränke. Das kann auch einfach nur warmes Wasser sein, z.B. mit ein oder zwei Scheibchen Ingwer.
- Essen Sie nach Möglichkeit Ihr Abendessen vor 18 Uhr! Und wenn es später wird, dann sollte es warm, flüssig und ruhig ein wenig scharf gewürzt sein. Also auch hier: entweder Suppe oder richtig gut kauen.
- Essen Sie nach Möglichkeit wärmende Lebensmittel, d.h. Reis, Getreide, Nudeln, Maronen, Nüsse, Fenchel, Schaf, Ziege, Rind, Hirsch, Honig und die ganzen weihnachtlichen Gewürze (Zimt, Anis, Muskat, Kardamon, Nelken, Rosmarin), Rotwein, warmes Wasser. Die Küche, die unsere Vorfahren im Winter hatten, war eigentlich genau auf eine gesunde Milz zugeschneidert. Wir haben es nur verlernt, auf unseren Instinkt zu hören.
- Essen Sie gute gesunde Fette! Und zwar pflanzliche Fette, wie Leinöl, Walnussöl, Hanföl. Diese enthalten viel Omega-3-Fettsäuren. Gesundes Fett macht nicht fett!
- Verzichten Sie weitestgehend auf Zucker und Süssstoffe! Ab und zu mal ein Stück Kuchen oder Schokolade mit Genuss ist erlaubt. Denn Genuss ist auch ganz wichtig für eine starke Mitte!
- Verzichten Sie auf die meisten Milchprodukte! Quark und Joghurt sind kalte Lebensmittel und die Milz mag es warm. Milch und Milchprodukte schleimen und bei einer Milzschwäche ist meist eh schon zu viel Schleim im Körper. Etwas Sahne ist erlaubt.
- Vermeiden Sie industriell verarbeitete Lebensmittel! Diese enthalten viele Chemikalien (Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker) und der Körper muss viel Energie aufwenden, um sie wieder los zu werden.
- Hören Sie wieder mehr auf Ihre innere Stimme. Sie kennt den Weg und weiß auch beim Essen, was gut für Sie ist.
- Beschäftigen Sie sich mit schönen Dingen, die auch Geist und Seele nähren. Ein gutes Buch lesen, schöne Musik hören, im Wald spazieren gehen oder Meditation.
- Gönnen Sie sich zwischendurch mal eine kleine Pause.
- Verlieren Sie sich nicht in unnötigen Grübeleien. Praktizieren Sie Dankbarkeit, indem Sie z.B. jeden Abend drei Dinge nennen, für die Sie dankbar sind.
- Denken Sie immer mal wieder an das Bild der alleinerziehenden Mutter von 10 Kindern. Wenn diese Frau nicht für sich sorgt, wird sie krank werden und kann im schlimmsten Fall ihre Kinder nicht mehr versorgen. Also: Sorgen Sie gut für Ihre Mitte.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Umsetzung. Ihre Milz wird lächeln und Ihre Mitte wird stark werden. Eine starke Mitte beherbergt einen starken Geist. Setzen Sie die Empfehlungen einen Monat um und Sie werden erstaunt sein, wie viel besser Sie sich fühlen!
Fürchte dich nicht vor langsamen Veränderungen;
fürchte dich nur vor dem Stillstand.
Japanisches Sprichwort
Das oben erwähnte Buch “Die Heilung der Mitte” von Dr. Georg Weidinger kann ich nur empfehlen, wenn Sie sich mehr für Ihre Mitte interessieren.
Ramona Wagener, Heilpraktikerin und Qigong- Kursleiterin
www.naturheilpraxis-ramonawagener.de
Praxis in Siegen und Neerstedt, Oldenburg
Guten Abend, habe gerade sehr interessiert ihren Artikel gelesen. Ich denke sehr das es mein Probleme zutrifft. Sunny.scheel@yahoo.de
Sehr guter Artikel, ich erkenne mich und meinen Sohn darin stark wieder 🙂
Dankeschön!
Ein wunderschöner Beitrag……der Vergleich mit der Mutter ist so gut, dass man diesen Beitrag sogar Kindern als sinnvolle Gute-Nach-Geschichte erzählen kann. Danke dafür!💖
Vielen Dank!